Am Donnerstag, 04.05., und Freitag, 05.05., fand an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg im Rahmen des FuN-Kollegs „Digital gestützte Lehr-Lernsettings zur kognitiven Aktivierung“ (kurz Di.ge.LL) eine Praxistagung zur Didaktik des digitalen Unterrichts statt. Gemeinsam mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) und dem Kultusministerium hatten die Pädagogische Hochschule und die Universität Freiburg zu einem bunten Programm aus wissenschaftlichen Fachvorträgen, Austausch und Diskussion sowie Praxis-Workshops eingeladen.

Der Donnerstag stand ganz im Zeichen der Wissenschaft. Die Kollegiat*innen des Di.ge.LL-Kollegs bekamen von den Vertreterinnen seines wissenschaftlichen Beirats Prof. Dr. Nikol Rummel und Prof. Dr. Kristina Reiss sowie weiteren Forscher*innen der Pädagogischen Hochschule wertvolles Feedback und Impulse zu ihren Poster-Präsentationen der jeweiligen Teilprojekte. So konnte in einem geschützten Rahmen intensiv über die jeweiligen Forschungsdesigns, methodische Aspekte und auch Fragen der Auswertung diskutiert werden. Am Nachmittag erhielten die Kollegiat*innen in Impulsvorträgen von Nikol Rummel („Computer-Supported Collaborative Learning“) und Kristina Reiss („Kurze Historie zur Digitalisierung im Schulunterricht; Angebotsnutzung im Zuge digitaler Unterrichtsszenarios“) und anschließenden Workshops die Möglichkeit, ihr Wissen zu vertiefen und dieses auf ihre jeweiligen Projekte anzuwenden. Da bei solchen Tagungen auch der informelle Austausch zwischen den Teilnehmer*innen immer ein wichtiges und prägendes Element darstellt, ließ man den Tag bei leckeren Speisen und Getränken gemeinsam ausklingen.

Am Freitag stand der Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis im Mittelpunkt. In einer Poster-Session konnten sich die teilnehmenden Multiplikator*innen aus der Lehrerbildung (Fachberater*innen, Fortbildner*innen, Seminarlehrpersonen) sowie die anwesenden Lehrkräfte und weitere Gäste zunächst ein Bild von den Forschungsarbeiten der Kollegiat*innen machen. Alle Teilprojekte untersuchen fachdidaktisch, aber auch fachübergreifend, wie digitale Unterstützungssysteme Schülerinnen und Schüler bei fachlichen Lehr-, Lernprozessen kognitiv aktivieren können. Die angeregten Gespräche an den Postern mündeten fast nahtlos in eine Podiumsdiskussion zum Themenfeld „Digitalisierung und Lehr-, Lernprozesse in Wissenschaft und Praxis“. Auch wenn Wissenschaftsministerin Petra Olschowski krankheitsbedingt leider absagen musste, entwickelte sich unter der Leitung von Dr. Michael Wiedmann ein abwechslungsreiches und intensives Gespräch zwischen Staatssekretärin Sandra Boser (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport), Dr. Patrick Bronner (Lehrer am Friedrich-Gymnasium Freiburg, Fachberater ZSL), Prof. Dr. Nikol Rummel (Professorin für Bildungstechnologie) und Prof. Dr. Timo Leuders (Prorektor für Forschung der PH Freiburg). In der Runde wurde klar, dass die Akteur*innen aus Wissenschaft, Unterrichtspraxis und Politik ihre spezifischen Blickwinkel, aber auch ihre ganz eigenen Stärken und Anliegen hinsichtlich des Themenfeldes mitbringen. Sehr deutlich wurde am Ende der Diskussion, dass insbesondere der Transfer zwischen den einzelnen Institutionen intensiviert und auch systematisch-strukturell verbessert werden muss, um das Lernen von Schüler*innen mithilfe digitaler Medien bestmöglich unterstützen zu können.

Herr Müller Bearbeitet

Abgerundet wurde der Vormittag durch einen Überblicksvortrag von Prof. Dr. Kristina Reiss. Als langjährige Leiterin der PISA-Studie in Deutschland konnte Kristina Reiss spannende Einblicke in die auch durch digitale Technologien angestoßenen Veränderungsprozesse der Testformate der PISA-Studien geben. So werden die PISA-Studien mittlerweile digital erhoben und auch z.B. durch Assessments ergänzt, bei denen Schüler*innen digitale Simulationen bearbeiten müssen. Darüber hinaus verändern sich u.a. durch Impulse aus der Digitalisierung auch die zugrunde liegenden Kompetenzmodelle.

Nach einer kurzen Mittagspause wurde der in der Podiumsdiskussion geforderte Transfer zwischen Forschung und Praxis in die Tat umgesetzt. Die Multiplikator*innen sowie die weiteren Gäste hatten die Möglichkeit, aus zehn spannenden Praxis-Workshops aus ganz unterschiedlichen Fachdomänen zu wählen. In den Workshops, die von den Kollegiat*innen sowie den jeweiligen Fachbetreuer*innen des Di.ge.LL-Kollegs vorbereitet und durchgeführt wurden, konnten die Teilnehmer*innen auf Forschungsbasis entwickelte digitale Tools kennenlernen und ausprobieren. So erhielten die Lehrpersonen beispielsweise Einblicke in eine digitale Experimentierumgebung zum Schwimmen und Sinken oder Anregungen, wie das Figurenverstehen durch narrative Computerspiele gefördert werden kann. Es wurden aber nicht nur die sprachlichen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer angesprochen, auch für die Fächer Kunst, Musik und Sport wurden Workshops zu digitalen Werkzeugen angeboten.

Am Ende zweier intensiver Tage nahmen viele Kollegiat*innen und die Teilnehmer*innen der Praxis-Tagung wertvolle theoretische wie auch ganz praktische Anregungen und Ideen mit nach Hause – auf dem Weg hin zu einem durchdachten und kognitiv aktivierenden Einsatz digitaler Medien in (Hoch-) Schule und Aus- und Weiterbildung.